Bis zum Nordkap und zurück

Letztens habe ich mir meine eigenen Instagram Bilder angeschaut und da fiel mir auf: „Mensch, ich war ja letztes Jahr in Skandinavien!“ Ja, genau, nur durfte ich bisher auf b-lichtet.de meine Amateur-Handyfotos nicht zeigen. Aber das hier ist jetzt mein Blog und ich zeige euch meine Fotos, erzähle etwas zur Tour und zur Schwierigkeit mit (Fast-)Senioren zu verreisen.

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Ich war ja schon einige Male mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Ausland (z.B. hier und hier). Das hat im vergangenen Jahr aus verschiedenen Gründen nicht geklappt und ich habe mich nach Alternativen umgeschaut und schneller als ich schauen konnte, war ich Reisebegleiterin für eine Busreise durch Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Für die zahlenden Gäste wurden der Besuch des Nordkaps und der Lofoten besonders hervorgehoben. Zu den zahlenden Gästen gehörten hauptsächlich 60-70-Jährige, ein jüngeres Paar (Mitte 50) und der älteste Herr war 83 – ich hätte ihn aber locker 10-15 Jahre jünger geschätzt. ReiseBEGleitung heißt im Falle dieses Reiseveranstalters, dass meine Aufgabe hauptsächlich in der organisatorischen Begleitung der Reise lag:

• Ein- und Auschecken aller Reisenden, der Busfahrer und mich in allen Hotels, den Fähren und dem Schiff der Hurtigruten.
• Die Einhaltung aller gebuchten Leistungen.
• Zu jeder Zeit Ansprechpartnerin für Alles!
• Organisation mit Stadtführern und die Koordination der Programmpunkte.
• In gewisser Weise auch die Überwachung der Busfahrer.

So sollte unsere Route aussehen:

Unsere Reise begann in Nossen. Das erste Treffen auf die zwei Busfahrer und die Mitreisenden. Vor allem mit den Busfahrern muss die Chemie stimmen, damit man die Reise gut übersteht. Wir haben uns gut verstanden über die 2 Wochen und die Fahrkünste auf den engsten Straßen haben mich immer wieder begeistert.

Alle Schlaforte bekomme ich nicht mehr zusammen und ich habe auch bis auf meine Fotos und Videos (sowie den Vertrag) keine Unterlagen mehr.

Unser erster Stopp nach der Fährüberfahrt von Puttgarden nach Dänemark war Kopenhagen, hier gab es eine Stadtführung für alle. Die Stadtführung war eher eine Stadtfahrt, es stieg jemand in den Bus dazu und erzählte uns alles Wichtige zur Stadt. An einigen Stellen hielten wir für Fotos.

(Wie die Verrückten vor der kleinen Meerjungfrau…)

Mein erster Abend endete mit einem kleinen Chaos und ich war kurz davor einen Krankenwagen für eine Mitreisende rufen zu müssen – es ging dann aber doch alles gut. Diesen und auch an den folgenden Abenden richtete ich bei zahlreichen Handys immer wieder das Hotel-WLAN ein und war stolz auf jedem, der es im Verlauf der 12 Tage dann schließlich doch auch selbst geschafft hat.

Am nächsten Tag ging es in ein „Elchdorf“, in dem die ersten Reisenden sich mit Mitrbingseln jeder Art eindeckten. Von dort ging es weiter nach Stockholm. Auch dort gab es eine Stadtführung für uns. Zweiter Tag und an den Fotospots blieben die ersten schon sitzen und fotografierten aus dem Busfenster.

(In Stockholm selbst habe ich keine brauchbaren Fotos gemacht, aber immerhin bin ich aus dem Bus ausgestiegen 😉 )

Weiter ging es nach Uppsala zur Besichtigung des Doms, weiter nach Sundsvall für einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt. Über die Högakustenbron ging es zum nächsten Hotel.

Am nächsten Tag ging es weiter in das Kirchendorf und UNESCO-Welterbe Luleå. Anschließend erfolgte die Polarkreisüberquerung, die feierlich mit einem Sekt begossen wurde. Eine schöne Markierung des Polarkreises verläuft durch das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi, damit man die Touristen gleich da hat, wo man sie braucht 😉

Am nächsten Tag ging es an das Nordkap. Seit Tagen hatte ich die Wettervorhersage im Auge und nur Regen und Schnee hätten es noch schlimmer machen können. In der Programmbeschreibung hieß es: „… mit Blick über die Weiten des Eismeeres.“ Aber seht selbst:

Im Hintergrund scheint übrigens die Sonne (ca. 17 Uhr) , die ja zu dieser Jahreszeit nicht untergeht – es hätte also auch anders aussehen können. Aber immerhin war ich am Nordkap 😁

Die Busfahrt hier hin war auch „ganz nett“, hier hatten wir zum ersten Mal enge Straßen, auf denen sich zahlreiche Busse nach oben und unten schlengelten. (Unweit vom Nordkap hatte ein Kreuzfahrtschiff angelegt.) Ganz Verrückte fuhren die Strecke mit dem Rad oder liefen sogar …

Die Nacht verbrachten wir in einem ausgebuchten, völlig überfüllten Hotel im Nirgendwo bei Honningsvåg, ganz in der Nähe des Nordkaps. Die Landschaft war im Gegensatz zum Hotel ganz still. Und dank der über dem Horizont stehenden Sonne konnte man auch noch Abends ausgedehnte Spaziergänge machen, um mal alle Gliedmaßen nach dem vielen Sitzen zu bewegen.

Das nächste Highlight sollte die Mitfahrt auf einem Teil der Hurtigrouten (von Tromsø nach Svolvær) sein – früher Postschifflinie entlang der gesamten norwegischen Küste, heute Route und Ziel vieler Touristen.

Weiter ging es auf die Lofoten. Das Wetter spielte auch hier nicht so ganz mit, aber schön anzusehen war es trotzdem.

Nun lag mal wieder eine größere Stadt auf der Route: Trondheim. Leider hatten wir hier viel zu wenig Zeit, wie so oft auf all unseren Stopps. Den Abend verbrachten wir in Oppdal im Oppland.

Ein Highlight jagte das Nächste: der Geirangerfjord.

Für mich fast das Besonderste: die Busfahrt dorthin. Ich saß vorn auf dem Reiseleiterplatz und habe etwa 60 Minuten lang schlimme Ängste durchlebt! Ich bin wirklich ein Angsthase. Im Vergleich zu der engen Straßen am Nordkap war das hier eine einspurige Fahrbahn – in meinen Augen. Aber auch hier schlengelten sich Busse die wahnsinnig engen Serpentinen nach unten und nach oben, denn auch hier hatte gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt und gefühlte 2000 Menschen fuhren zum Skywalk (dort waren wir leider nicht) nach oben, während wir nach unten wollten. Ich konnte hier leider keine Videos machen: ich habe viel zu sehr gezittert und war damit beschäftigt mir nicht in die Hosen zu machen.

Wir hatten richtig tolles Wetter, aber leider auch hier wieder viel zu wenig Zeit 🙁 Wir haben an einer „geselligen, einstündigen Schifffahrt“ auf dem Fjord teilgenommen. „Gesellig“ ist hier in jedem Fall Auslegungssache 😉
Auf der Rückfahrt nach oben, habe ich mich hinten hingesetzt – das war einfach zu viel für mich.

Nachdem wir uns also diese engen Serpentinen runter- und wieder raufquälten, ging es relativ zeitnah auf die Autobahn in Richtung Oslo. 30 Kilometer vor Oslo gab es einen Knall. Der Busfahrer reagierte sofort und vor uns lag direkt ein Rastplatz, auf den er abfahren konnte. Das Luftkissen war geplatzt … ich glaube so war es, ich habe ja auch keine Ahnung. Während ich mit dem Hotel und mit meinem Auftraggeber kommunizierte, der wiederum Shuttles zum Hotel organisieren „wollte“, haben sich die Busfahrer um den Reparaturdienst gekümmert, und die Gäste haben die letzten Reserven an alkoholischen Getränken gekapert.

Wir waren statt gegen 19 Uhr, gegen 1 Uhr nachts im Hotel. Für den nächsten Tag war noch eine Stadtrundfahrt in Oslo geplant, die leider abgesagt werden musste, weil die Busfahrer natürlich ihre Ruhezeiten einhalten mussten. Somit ging es am nächsten Tag, nach dem ersten Tag, an dem wir Ausschlafen konnten, auf direktem Weg über die Öresundbrücke zur Fähre und zurück nach Deutschland.

Die Reisetage sahen alle ähnlich aus: Gegen 7 Uhr beim Frühstück, lange lange Sitzen im Bus, gegen 19/20 Uhr Abendessen im Hotel und gegen 21/22Uhr im Bett. Von Entspannung und Urlaub kann man hier, so glaube ich, auch nicht als Reisender sprechen, außer man steht auf laaaaaaaaange Busfahrten. Zu sehen gab es natürlich immer eine Menge, zumindest für die, die aus dem Fenster geschaut und nicht geschlafen haben.

Ich habe festgestellt, dass das Reisen mit Jugendlichen deutlich einfacher und angenehmer ist: sie sind viel selbstständiger und gelassener. Auf dieser Reise bekam ich zu hören: „Wo ist die Toilette?“, „Das Essen schmeckt nicht.“, „Wann sind wir da?“, „In meinem Zimmer liegen schon Sachen.“ Abends habe ich alle eingecheckt und dann die Zimmerschlüssel verteilt: Ich habe selten so eine wilde Meute erlebt.

Nachdem ich zu Hause war und die Rechnung geschrieben und bezahlt war, habe ich alle anderen Unterlagen verbannt. Mir war klar, dass ich das so nicht wieder machen werde. Obwohl ich natürlich auch gereist bin und ein Stück mehr von der Welt gesehen habe, stand das Tageshonorar einfach in keinem Verhältnis zu meinem geleisteten Arbeitsaufwand und der schlechten Kommunikation mit meinem Auftraggeber, vor allem als wir liegen geblieben sind.

Und für mich auch heute noch fraglich: warum tut man sich eine solch anstrengende Reise an, auf der man viel durch das Fenster vorbeirauschen sieht, aber kaum Zeit hat, mal irgendwo zu verweilen und wirklich zu genießen?

Alles in allem hat mich Skandinavien, jedes Land auf seine eigene Weise, total beeindruckt. Viele Jahre habe ich gesagt: „Da will ich nicht hin. Zu kalt. Zu wenig Sonne.“ Jetzt weiß ich: Da muss ich auf jeden Fall noch einmal hin, aber mit viiiiiiel mehr Zeit.